Veranstaltung: Selbstverwaltete Betriebe in Argentinien.

Am Mittwoch den 22. April um 19:30 Uhr findet bei uns im Gasthof eine Diskussion mit Juan Pablo Hudson statt. Er stellt sein Buch „Wir übernehmen. Selbstverwaltete Betriebe in Argentinien – eine militante Untersuchung“ vor.

Wir übernehmen.
Selbstverwaltete Betriebe in Argentinien – eine militante Untersuchung
herausgegeben und übersetzt
von Alix Arnold und Gabriele Schwab
Mandelbaumverlag, Wien 2014

Was ist aus den Bewegungen in Argentinien, aus dem Aufstand von 2001 und den neuen Formen der Selbstorganisierung geworden? In Argentinien haben damals Arbeiter*innen angesichts drohender Pleiten ihre Betriebe besetzt und in Selbstverwaltung weitergeführt. Nach den spektakulären Anfängen mit heftigen Kämpfen hören wir heute nicht mehr viel von dieser Bewegung. Aber trotz aller Widrigkeiten bestehen die meisten dieser übernommenen Betriebe immer noch, und es kommen neue hinzu. Betriebsbesetzungen gehören inzwischen in Argentinien zum üblichen Repertoire des Arbeiter*innenwiderstands. Aus der Not ist ein Reichtum an Erfahrungen entstanden, die über das Bestehende hinausweisen und andernorts aufgegriffen werden. Angesichts der fortschreitenden Krise stellt sich auch in Europa die Frage, wie wir den Laden übernehmen können, bevor ihn der Kapitalismus völlig zugrunde gewirtschaftet hat.
Juan Pablo Hudson hat ein Buch über die übernommenen Betriebe in Rosario vorgelegt, das 2014 auch auf Deutsch erschienen ist. Er hat die Compañer@s verschiedener Betriebe jahrelang begleitet, als Forscher und Unterstützer. Durch die Zusammenarbeit konnte er zu einigen Kollegen Vertrauensverhältnisse aufbauen und den Übernahmeprozess gemeinsam mit ihnen „von innen“ untersuchen. Jenseits der glatten Darstellungen, die üblicherweise veröffentlicht werden, arbeitet er die Widersprüche dieser Experimente heraus: die Abhängigkeit vom Markt, das sich wandelnde Verhältnis zum Staat, und vor allem die Schwierigkeiten der Selbstorganisierung. Die Kolleg*innen berichten von Konflikten zwischen denjenigen, die in der Kooperative Verwaltungs- und Vorstandsaufgaben übernommen haben und den anderen, die weiterhin in der Produktion arbeiten. Auch ein Generationenkonflikt wird deutlich: Das Engagement der älteren Arbeiter*innen, die „ihren“ Betrieb gerettet haben, prallt auf die Jobber*innen-Mentalität der neu hinzugekommenen Jüngeren, die auch im selbstverwalteten Betrieb keine große Liebe zur Arbeit entwickeln. Das Buch ist eine Collage aus Geschichten, Reflexion und Analyse, Berichten der Arbeiter*innen und Tagebuchnotizen zum Untersuchungsprozess. So entsteht ein vielschichtiges Bild des Selbstverwaltungsalltags – mit Stärken, Schwächen, Problemen und Perspektiven – das einige Fragen aufwirft, deren Antwort wir erst noch gemeinsam finden müssen.