Veranstaltung: Hierarchiefrei leben, ohne Chef und Staat?

Über das Projekt A in Neustadt/Weinstraße

Mittwoch, den 27.09. 2017

19:30 Uhr

Gasthof Meuchefitz

Der „Projekt A“-Entwurf entstand so um 1984 und ab 1985 ging Horst Stowasser, der Autor, mit dem frischgedruckten Buch „Das Projekt A“ an die Öffentlichkeit. Viele Leute bekamen das Buch, das damals ausdrücklich nicht in den Buchhandel gelangen sollte, persönlich überreicht, noch mehr lasen es dann. Es verbreitete sich erstaunlich schnell.

Das Projekt A war ursprünglich auf die Realisierung in einer Kleinstadt angelegt. So haben wir dann auf bundes-, regional- und sachbezogenen Treffen drauflosgeplant und von der „Stadt X“, dem „Tag X“, der „Urgruppe“ und Ähnlichem geredet. Es gab auch einen Anlauf in diese Richtung, doch die dabei gemachten Erfahrungen führten z.B. vom strengen Stadt X-Konzept weg….“

Aus bundesweiten anarchistischen Diskussionen in den 1980er Jahren entstand die Idee, eine westdeutsche Kleinstadt zu unterwandern. Ausgewählt wurde Neustadt/Weinstraße, wo der Verein „Werk selbstverwalteter Projekte und Einrichtungen“ (WESPE) 1989 dann eine ehemalige Fabrik erwarb: das Projektzentrum Ökohof. Es bot Platz für mehrere selbstverwaltete Betriebe, zwei Wohngemeinschaften und Vereinsräume. Weitere Kollektive siedelten sich in der Umgebung an.

In diesem dezentralen Projekt fanden sich über 100 Menschen zusammen, und es gab zu guten Zeiten 12 Kollektivbetriebe. Die WESPE, das Projekt A in Neustadt, hat sich nie als Gruppe mit einer bestimmten politischen Ideologie verstanden. Der anarchistische Anspruch bestand ausdrücklich in einer Offenheit für jede/n, die/der sich dazugehörig fühlte und mitmachte. Nach einigen Konflikten gilt das Projekt A heute als gescheitert, jedoch besteht der Ökohof weiterhin, und auch einige andere Projekte sind erhalten geblieben.

Elisabeth Voß, eine die dabei war, berichtet über das Projekt und gelebte Solidarität, Widersprüche und Konflikte. Eine anschließende Diskussion ist erwünscht.

Elisabeth Voß beschäftigt sich als Publizistin und Betriebswirtin mit Ideen und Praxen alternativer, genossenschaftlicher, sozialer und solidarischer Wirtschaftsweisen.

Von 1993 bis 1996 hat sie als Mitglied der WESPE in Neustadt/W. gelebt und im Kollektiv Wiese (ökologische Haustechnik) gearbeitet.